Die Tafel 15 erzählt die Geschichte der katholischen Kirchengemeinde St. Laurentius. Katholiken sind in Plettenberg in der Minderheit. Seit der Reformation ist die Stadt evangelisch geprägt.
Wie der Statistische Jahresbericht der Stadt Plettenberg von 1995 ausweist, waren zu der Zeit 46 Prozent der Einwohner evangelisch, 31 Prozent katholisch und 23 Prozent ohne oder anderer Konfession. 1925 dagegen war das Verhältnis etwa 80 zu 20, und Anfang des 19. Jahrhunderts konnte man Plettenberger Katholiken an zwei Händen zählen.
Die Durchsetzung der »protestantischen« Lehre in unserer Region ging im 16. Jahrhundert schrittweise und im einzelnen nicht nachvollziehbar vor sich. Zwischen Luthers Auftritt auf dem Wormser Reichstag 1521 (» ... weil gegen das Gewissen zu handeln unsicher und gefährlich ist. Gott helfe mir. Amen.«) und den ersten nachweislichen Reaktionen im märkischen Sauerland vergingen aber kaum mehr als zwei Jahrzehnte. In der Grafschaft Mark wurde die neue Lehre nicht von der Obrigkeit durchgesetzt, sondern sickerte über Predigten und Gespräche in das Bewusstsein der Bevölkerung ein. In Plettenberg siegte die protestantische Überzeugung auf ganzer Linie, und so konnte ein Anhänger des Luthertums 1654 behaupten, dass »Ab Anno 1562, da das Papsttum abgeschafft, bis im Jahr 1654 kein ander als lutherische exercitien daselbst (in Plettenberg) gewesen.«
Der erste aktenkundige Bruch mit der Tradition war 1555 der Kauf des »Großen Zehnten« vom St. Andreas-Stift zu Köln durch die Plettenberger Bürgerschaft. Dabei handelte es sich um Zahlungsverpflichtungen der Bürger an das Stift, welches mit diesem Rechtsanspruch traditionell eine der Plettenberger Adelsfamilien belehnt hatte. Nun ging dies Recht an die Plettenberger Bürger selbst über, die sich damit natürlich auch von dem katholischen Kölner Einfluss befreiten.
Stadtchronist Frommann referiert aus dem Kaufbrief vom 26.11.1555: Weil der große Zehnte »eine lange Zeit unbezahlet und nach Absterben des letzten Lehnträgers unentfangen verblieben, wiewoll das Kapitel deshalb viel Kosten und Arbeit angewandt«, und weil auch der kleine Zehnte »der Ungelegenheit halben geringe Nutzbarkeit innebracht«, so verkaufte ihn das Stift an »Bürgermeister und Rat« zu Plettenberg. Vor der Reise des Henrich Hunolts nach Köln hatten die Bürger ihre Zustimmung zu dem Kauf gegeben.
Möglich gemacht hatte diese Transaktion der Augsburger Religionsfriede (1555), auf dem die Lutheraner reichsrechtlich anerkannt wurden und das Recht des »cuius regio, eius religio« es dem jeweiligen Landesherrn ermöglichte, die Religion seiner Untertanen zu bestimmen. Der Herzog von Kleve, Landesherr der Grafschaft Mark, blieb zwar selbst katholisch, zwang seinen Untertanen seine Religion aber nicht auf. So war der Weg frei für protestantische Neuordnungen.
Die Christuskirche, früher St.Lambertus. Erbaut um 1200, seit Mitte des 17.Jhds. von Lutheranern und Reformierten gemeinsam genutzt
Aus dem Jahr 1561 ist eine Eidesformel überliefert, die belegt, dass die Plettenberger bereits deutlich unter dem Einfluss reformatorischer Ideen standen. Wurde vorher geschworen »zu Gott und seinen lieben Heiligen«, so ließ ein Richter Baukelmann nun schwören »zu Gott und seinem heiligen Evangelium«. Ganz sicher scheint man sich allerdings noch nicht gewesen zu sein, ob nicht vielleicht doch die altgewohnten Formulierungen hilfreicher wären. So wählte der Richter als Kompromiss die Schlussworte, dass dem Schwörenden möge »Gott helfen und seine lieben Heiligen.«
1562 erfolgte dann die schon erwähnte »Abschaffung des Papsttums«. Natürlich gab es weiter einige Katholiken in Plettenberg, die nun aber wohl die katholischen Gottesdienste in Affeln besuchten. Der Prediger Johann Petrus Reininghaus berichtet in einer Schrift aus dem Jahr 1774, »daß es so eigentlich nicht gesagt werden kann, wie es mit der Einführung der Reformation in Plettenberg besonders sei zugegangen: es scheint, wie mit einem angehenden Lichte, und wie es heißt in Johannes 3,Vers 8: >Der Wind bläset, wo er will<. Indessen soll die Hauptveränderung in Ansehung des öffentlichen Gottesdienstes und besonders der Communion sich zugetragen haben anno 1580.« Der Hintergrund: 1580 wählten die Plettenberger zum ersten Mal mit Hermann Dübbe einen Lutheraner zum Pastor. Das eigentlich für die Besetzung der Pfarrstelle zuständige Kloster Grafschaft scheint dies widerspruchslos hingenommen zu haben, was zeigt, wie selbstverständlich die Kirchenspaltung bereits geworden war.
Ab 1600 tauchten dann in Plettenberg verstärkt Anhänger des reformierten Glaubensbekenntnisses auf, also Gläubige, die der Lehre der Schweizer Reformatoren Calvin und Zwingli anhingen, die eine deutlich radikalere Abkehr von der Tradition als Luther forderten. In Plettenberg bestanden nun für lange Zeit zwei protestantische Glaubensbekenntnisse nebeneinander. Ab 1626 gab es zum Beispiel sowohl eine lutherische als auch eine reformierte Schule, die erst 1853 vereinigt wurden. Die beiden Kirchengemeinden einigten sich 1661, die Kirche (die heutige Christuskirche) gemeinsam zu nutzen. 1851 schließlich schlossen sich die beiden evangelischen Gemeinden zusammen.