18) Die Papiermühle von Gerhard Friedrich Gregory

Die Tafel 18 fasst die Geschichte der Gregoryschen Papiermühle kurz zusammen, die hier ausführlicher geschildert wird.

Für die Papierherstellung braucht man Wasser, und das gab es in Plettenberg genügend. Die Zuflüsse der Lenne wie Else, Oester und Grüne waren ideal zum Betrieb von Mühlenwerken. Die erste Papiermühle baute Christoph Dietherich Schauerte 1731 am Grüne-Bach. Bis 1857 folgten zehn weitere Plettenberger Unternehmer dieser Idee und stellten Papier her. Durch die große Konkurrenz untereinander begann ein Kampf ums Überleben. 1875 gab es nur noch vier Pa­piermühlen, alle mit Papiermaschinen ausgerüstet. Die anderen mussten aufgeben, weil das Wasser an ihrem Standort nicht genug Antriebskraft für eine Maschine hergab und eine Dampfmaschine zu teuer war. Zu dieser Zeit vollzog sich der Wandel von der handwerklichen zur fabrikmäßigen Produktionsweise. 1909 existierte nur noch die Papierfabrik von Gerhard Friedrich Gregory. Diese war hervor­gegangen aus der Mühle des Christoph Dietherich Schauerte.

Schauerte war gelernter Tuchmacher und bekam von der Stadt das Grundstück an der Grüne in Erbpacht zur Verfügung gestellt. Die Wassermenge des Grüne-Baches war allerdings zu gering, um größere Mengen Papier herzustellen. Die wenig lukrative Mühle wechselte deshalb zwischen 1734 und 1836 immer wieder die Besitzer. Einer von ihnen, Konrad Eyringhaus, arbeitete lange Jahre mit dem Papierhersteller Peter Christoph Schütz aus der Blemke zusammen. 1756 hatten sie zusammen die Hälfte der Lumpenpacht inne. Dadurch war die Zulieferung von Rohstoffen für ihre Mühlen gesichert.

Durch eine Zwangsversteigerung gelangte der Betrieb 1833 in die Hände des Freiherrn von Fürstenberg, der sie dann an Peter Heinrich Hammerschmidt übergab. Nach dessen frühem Tod heiratete seine Witwe Gerhard Friedrich Gregory (ca. 1836). Das war der Anfang für das bis 1980 fabrizierende Familienunternehmen der Gregorys. Quellen zur Entwicklung des Unternehmens im 19. Jahrhundert existieren nicht. Unterlagen gibt es erst wieder für die Zeit nach 1900.

Wie aus einem Briefwechsel mit dem Gewerbeaufsichtsamt hervorgeht, florierte die Papierfabrik 1920 nicht gut. Das Amt mahnte Gregory an, die Wände in seiner Fabrik zu weißen. In einem Antwortbrief erinnerte er an die schlechten Zeiten in sein­em Gewerbe sowie an seine vierjährige Tätigk­eit im Krieg und betonte, dass er momentan nicht über das nötige Geld verfüge, um diese Arbeiten wie auch die Arbeiter zu bezahlen, es aber nachholen werde.


Wasserzeichen des Papiermachers Peter Christoph Schütz:
Preußenadler mit Zepter und Reichsapfel, Ortsbezeichnung: »Bleddenberg«

1938 erhielt die Firma Gregory die Genehmigung für eine Stauanlage mit Wassertriebwerk. Das Wasser wurde durch ein Wehr gestaut, dann durch einen Obergrab­en geleitet, um eine Turbine anzutreiben, und schließlich durch einen Untergraben der Grüne wieder zugeführt.

Am 21.4.1949 verfasste Gregory ein Schreiben, in dem es um die Instandsetzung und Erweiterung der Papierfabrik ging. Durch diese Maßnahmen wollte er eine höhere Rentabilität der Fabrik erreichen.

Im ersten Punkt handelt es sich um die Beschreibung der gegenwärtig bestehend­en Anlage. Gregory schildert, dass die Einrichtung sowie das Fabrikgebäude gut erhalten seien. Im nächsten Punkt berichtet er von der Papierproduktion und den Rohstoffen. Die Gewichte der erzeugten Papiersorten lägen zwischen 75 und 300 g. Die Rohstoffe seien in der Hauptsache Altpapier verschiedener Qualität, dessen Beschaffung schwierig sei. Während einer zehnstündigen Arbeitsschicht würden 2600 kg Papier produziert. Gregory bemängelt selbst, dass der »Fabrika­tionsablauf veraltet und viel zu primitiv« sei, das Personal nicht ausreichend technisch geschult und die fertigen Papiere unterlägen keinerlei Prüfung durch das Personal.

Im dritten Punkt beurteilt Gregory die Rentabilität des Betriebes, wobei er an­merkt, dass die Fabrik im vorhandenen Zustand nicht mehr als konkurrenzfähig gelten könne. Die Arbeitsbreite der Maschinen sei mit 1,70 m zu gering und Mas­senpapiere ließen sich nicht mehr rentabel produzieren.


Die Plettenberger Papiermühle »Auf der Insel«

Im vierten Punkt spricht Gregory die Möglichkeiten zur Schaffung einer beständigen Rentabilität an. Dazu gehören zum Bei­spiel die Ausnutzung der maximalen Kapazität der vorhandenen technischen Einrichtungen, die Einführung besserer und spezi­ellerer Papiersorten, die Anschaffung einer Papier­verarbeitungsanlage zur Tütenfabrikation und ei­ner zweiten Papierstraße für die Erzeugung von Zellstoffwatte.

Der fünfte und letzte Punkt beinhaltet einen Arbeitsplan zur Instandsetzung der Papierfabrik und zur Rentabilitätssteigerung. Dies sollte durch eine hochwertige Instandsetzung der technischen Einrichtungen sowie durch eine zweckmäßige Erweiterung der Fabrik verwirklicht werden. Weiterhin sollte die Rohstoffeindeckung mit allen möglichen Mitteln verbessert werden, um auch schon im gegenwärtigen Zustand der Fabrik eine wesentlich höhere Produktion zu erzielen. Nach allen vorliegenden Erfahrungen war es zudem erforderlich, eine Papierfabrik Tag und Nacht dreischichtig durcharbeiten zu lassen.

Im Jahre 1953 wurde ein 68 Quadratmeter großer Raum für Papierstoffbehälter, Pumpen etc. angebaut, 1955 entstand eine Be- und Entlüftungsanlage im Pa­piermaschinensaal, 1956 konstruierte man einen Erweiterungsbau und einen Neubau für das Kesselhaus. Im folgenden Jahr baute die Firma eine neue Fabrik­halle mit Schlosserei, und im Anschluss daran entstand eine Brücke über den Bach. Am 28. Februar verstarb Otto Theodor Geck, der Ehemann der geborenen lda Josefine Gregory, der die Firma von seinem Schwiegervater übernommen hatte. Im selben Jahr baute man an das Bürogebäude an, verlängerte eines der Hallendächer und errichtete ein Lagergebäude mit Garagen. 1968 wurde der Grüne-Bach über­baut. Die letzte Baumaßnahme war dann 1972 ein erneuter An- und Umbau des Fabrikgebäudes.

Trotz all dieser Verbesserungen ließ sich die Fabrik aber nicht mehr rentabel füh­ren. Am 9. April 1980 musste Konkurs angemeldet werden. Damit war die Epoche der Plettenberger Papierfabrikation endgültig beendet.


Grünestr. Hochwasser 3.12.1960
links Papiermühle
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