1880 setzte Johann Ruckstuhl den ersten Letter eines bis heute erfolgreichen Lokalblattes der Vier-Täler-Stadt: dem „Süderländer Tageblatt“. Die kleine Zeitung für die rund 3.000 Bürger firmierte damals noch unter dem Namen „Plettenberger Bote“. In den folgenden mehr als 130 Jahren wechselte das Unternehmen nicht nur mehrfach den Besitzer, sondern musste sich wie alle anderen Zeitungen in der Zeit des „Dritten Reiches“ für oder gegen die Zensur entscheiden.
Bereits im Januar 1881 änderte Johann Ruckstuhl den Namen der Zeitung in „Süderländer Wochenblatt“. Vielleicht wollte er so auch Leser in der weiteren Umgebung Plettenbergs gewinnen, schließlich steht das „Süderland“ als ältere deutsche Bezeichnung für das Wort Sauerland. Dennoch war das kleine Blättchen weiterhin in seiner provinziellen Umgebung eingebettet: In den Anfangsjahren waren die Exemplare noch von Ruckstuhl persönlich.
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wechselte das Plettenberger Lokalblatt mehrfach die Besitzer. Einer der Verleger, der in jenen Jahren den größten Einfluss auf die weitere Entwicklung der Zeitung nahm, war Otto Maercker. Er sorgte dafür, dass 1913 aus dem Wochenblatt ein „Tageblatt“ wurde. Außerdem dehnte er das Erscheinungsgebiet auf die Nachbargemeinde Herscheid aus. Doch der bald folgende Erste Weltkrieg stellte auch die Plettenberger Heimatzeitung vor eine große Herausforderung: Papiermangel und Stromausfälle ließen den Druck häufig fast scheitern.
Am 1. Oktober 1919, als die Folgen des Weltkriegs noch deutlich zu spüren waren, begann eine neue Epoche für das „Süderländer Tageblatt“. Verleger Otto Hundt, gebürtig aus Hattingen, übernahm die Leitung der Zeitung. Bis heute befindet sich die Heimatzeitung in den Händen der Verlegerfamilie Hundt, von denen mancher auch im Zweiten Weltkrieg ins Feld ziehen sollte, um die Zeitung mit Exklusivberichten von den Kriegsschauplätzen zu versorgen.
Generell lässt sich das Verhältnis der Plettenberger Heimatzeitung zum seit 1933 herrschenden NS-Regime als durchaus ambivalent ansehen. Doch während der Gleichschaltung der Presse durch die neuen nationalsozialistischen Machthaber musste sich jede Zeitung entscheiden, ob sie sich der Zensur unterwarf oder aber ihr Erscheinen einstellte. Das „Süderländer Tageblatt“ entschied sich dafür, auch weiterhin zu Erscheinen. So wurde auch das Plettenberger Lokalblatt ein Opfer der damals vorherrschenden Zeiten, ohne sich jedoch gegen die neue menschenverachtende Ideologie stellen zu wollen oder zu können.
Letztendlich konnte die Unterwerfung unter die Zensur das „Süderländer Tageblatt“ jedoch nicht ein fortgehendes Erscheinen garantieren. Am 31. März musste der Druck der Heimatzeitung zunächst eingestellt werden. „Kräftekonzentration“ war das Zauberwort der Nationalsozialisten, mit dem sie unter anderem nicht nur Papier sparen, sondern auch Redakteure zum Kriegsdienst einziehen wollten. Bis Kriegsende 1945 erschien jedoch im „Lüdenscheider General-Anzeiger“ eine eigene Plettenberger Seite.
Nachdem die Alliierten den Krieg beendet und Besatzungszonen eingerichtet hatten, verboten sie auch das Erscheinen von deutschen Tageszeitungen. Weitere vier Jahre mussten sich die Plettenberger gedulden, ehe sie am 29. Oktober 1949 erstmals nach rund acht Jahren wieder eine Ausgabe des „Süderländer Tageblatts“ in den Händen halten konnten.
In den folgenden Jahrzehnten etablierte sich die Heimatzeitung der Vier-Täler-Stadt zu einer festen Größe im Alltag vieler Plettenberger. Doch gerade die vergangenen 60 Jahre waren durch einen großen, vor allem technischen, Wandel in der Zeitungsindustrie geprägt. So ersetzte bereits 1985 der Linotype-Fotosatz den althergebrachten Bleisatz beim Druck des „Süderländer Tageblatts“. Seit den 1990er Jahren wird die Heimatzeitung an Computern gestaltet.