24) Die alte Oesterhalle

Die Einweihung der alten Oesterhalle am 30. Januar 1937 diente den Vertretern des nationalsozialistischen Regimes als große Feierstunde ihrer fatalen Weltanschauung. Nachdem sie während des Zweiten Weltkrieges als Lager benutzt und später als Unterkunft für Ostzonenflüchtlinge diente, stand die alte Oesterhalle Ende der 1970-er Jahre einfach nur noch im Weg.

Im Jahr 1935 entstand im Oestertal ein neuer Verein: Durch den Zusammenschluss der Turnvereine Germania Oestertal und Westfalia Kückelheim wurde der TSV Oestertal gegründet. Ein Grund zum Feiern für die Turner des Plettenberger Stadtteils, die dennoch nicht wunschlos glücklich sein konnten. Denn noch fehlte es ihnen an einer eigenen Halle, in der sie ihrem Sport nachgehen konnten.

Noch im selben Jahr wurde der Bau einer Halle für den neugegründeten Verein angedacht. Spenden sollten den Großteil der Baukosten finanzieren und diese wurden in Rekordzeit gesammelt. Ein Bauplatz war auch schnell gefunden: Die Firma Brockhaus stellte den Turnern ein Grundstück zur Verfügung. Rund 50.000 Reichsmark hatte der Bau der Halle verschlungen – eine für die damalige Zeit enorme Summe. Bereits am 1. Mai 1936 konnte die Grundsteinlegung erfolgen, ehe am 30. Januar 1937, dem Jahrestag der „Machtergreifung“ Adolf Hitlers, die neue Turnhalle offiziell geweiht werden konnte.

Hakenkreuzfahnen kündeten von der Versammlung zahlreicher lokaler und regionaler NSDAP-Größen. So wurde auch die Hallen-Einweihung, zu der sich auch zahlreiche Bürger einfanden, zu einer wahren Propaganda-Veranstaltung für das diktatorische Regime Hitlers. Jahrzehnte später erinnerten sich die meisten Oestertaler nur ungern an diesen Umstand.

Nur zwei Jahre nach der Einweihung der Halle eröffnete Adolf Hitler mit seinem Angriff auf Polen den verheerenden Zweiten Weltkrieg. Waren die militärischen Erfolge der deutschen Wehrmacht anfangs noch zahlreich, wandte sich das Blatt spätestens 1942. Überall im Deutschen Reich wurden Hallen und Firmen beschlagnahmt, um kriegswichtige Güter zu produzieren. Schließlich galt es alle Kräfte für den „Totalen Krieg“ zu bündeln.

Die alte Oesterhalle wurde in diesen Jahren von der Organisation Todt als Lager genutzt. Diese 1938 von Fritz Todt gegründete Gliederung der NSDAP lässt sich als eine nach militärischem Vorbild organisierte Bautruppe charakterisieren. So war die Organisation beispielsweise am Bau des „Atlantikwalls“ oder zahlreicher Luftschutzkeller beteiligt.

Nachdem der Zweite Weltkrieg beendet war, musste auch die alte Oesterhalle die Konsequenzen tragen. Zahlreiche Flüchtlinge flohen vor der Roten Armee und später aus der sowjetisch besetzten Zone in Richtung Westen und trafen dabei unter anderem auch in Plettenberg ein. Doch dem Ansturm der Flüchtlinge war die Vier-Täler-Stadt kaum gewachsen – der Wohnraum reichte längst nicht für die Unterbringung aller Geflohenen aus. So entstanden nicht nur zahlreiche Baracken-Siedlungen auf Plettenberger Gebiet. Auch die alte Oesterhalle diente zwischen 1953 und 1957 als Unterkunft für Ostzonenflüchtlinge. Erst danach wurde die Halle wieder an den TSV übergeben.



Oesterhalle 1938