35) Die Dorfschule Pasel

Die Wirren des Zweiten Weltkrieges haben auch einen wichtigen Teil der Geschichte Pasels vernichtet. Dokumente und Zeugnisse über die hiesige Dorfschule, die auch einen prägenden Einfluss auf das Zusammenleben der Paseler hatte, wurden 1945 größtenteils vernichtet. Noch bis vor rund einem halben Jahrhundert öffnete die Dorfschule, auf deren Errichtung die Bewohner so lange warten mussten, täglich ihre Pforten für die Kinder Pasels.

Mit wiederholt gefeierten Schulfesten sorgte die Volksschule dafür, dass die alteingesessenen Paseler mit den nach 1945 im Lennedorf neu angesiedelten Flüchtlingen aus der Ostzone stärker zusammengeführt wurden. So besaß die Schule neben ihrem klaren pädagogischen, auch einen gewissen sozialen Wert. Und den hat sich das Gebäude, wenn auch anders genutzt, bis heute erhalten.

Umso schlimmer ist es für die Heimatforschung, dass große Teile des bis 1945 reichenden Teils der Schulchronik wahrscheinlich während des Zweiten Weltkrieges verloren gingen. Im Gebäude stationierte deutsche Wachsoldaten sollen die Dokumente größtenteils vernichtet haben. Daher gestaltete sich eine Rekonstruktion der Geschichte der Paseler Volksschule stets besonders schwer.

Sicher ist jedoch, dass bereits ab 1870 eine eigene kleine Volksschule im Lennedorf existierte. Doch die Fundamente dieser Schullandschaft lagen da schon rund 60 Jahre zurück: Nach dem Ende der „Befreiungskriege“ gegen Napoleon, Anfang des 19. Jahrhunderts, hatte der preußische Staat eine umfangreiche Umgestaltung der Schullandschaft in seinem Herrschaftsgebiet angestrebt.

Preußen wollte die allgemeine Schulpflicht endlich wirkungsvoll durchsetzen. Damit dieses Vorhaben auch in den ländlichen Regionen von Erfolg gekrönt sein konnte, wurde die Errichtung sogenannter Bauerschaftschulen beschlossen. So sollten überall im Staatsgebiet kleinere Schulen in den abgelegenen Dörfern entstehen. Relativ schnell waren Bauerschaftschulen im Oester-, Else-, Grüne- und im Lennetal entstanden. Die Kinder aus Pasel mussten damals vorwiegend den Weg ins Lennetal auf sich nehmen, um eine Schule besuchen zu können.

Die erste öffentliche Schule für das Lennetal, die 1820 in Leinschede eröffnet wurde, war jedoch nicht die Art von Unterrichtsgebäude, die sich der preußische Staat gewünscht hatte. Denn der Schulbau in Leinschede konnte nie fertiggestellt werden. Der Unterricht wurde daher in einem Leinscheder Privathaus abgehalten, das allerdings längst nicht den benötigten Schulraum bieten konnte. Darüber hinaus war für die Kinder des Lennedorfs die Distanz zu der immerhin rund neun Kilometer entfernten Ortschaft nicht wirklich ein Anreiz, zur Schule zu gehen.

Fast zwei Generationen später hatte auch Pasel endlich seine eigene Schule. 1860 war bereits im benachbarten Eiringhausen eine Volksschule „Auf dem Kirchhofe“ eingerichtet worden – ein Jahr später folgte Pasel. Erster Lehrer dieser Schule wurde Heinrich Gregory. Eben jener war bereits ab 1820 als Lehrer an der Volksschule in Leinschede angestellt und leitete den Unterricht in Pasel noch bis 1873. Im Anschluss wechselten die Lehrer in Pasel in verhältnismäßig schneller Reihenfolge.

Doch mehr geben die vorliegenden Quellen zur Geschichte der Volksschule Pasel vor 1945 nicht her. Umso detaillierter sind die Aufzeichnungen, die in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg angelegt wurden. Bis zum 31. Oktober 1945 war der Unterricht in Pasel von den alliierten Siegermächten verboten worden. Und auch nachdem dieses Verbot wieder aufgehoben wurde, stand die Schule vor großen Herausforderungen. Der zwischenzeitlich untersagte Geschichtsunterricht bildete da noch das kleinste Problem.

Denn der zum 1. November 1945 neu berufene Lehrer Karl Ahrens hatte kaum Materialien, um seine Schüler zu unterrichten. Vor allem Bücher waren aufgrund ihrer beinhaltenden nationalsozialistischen Ideologie vernichtet worden. Und auch sein Nachfolger, Wilhelm Krankenhagen, der am 1. Mai 1947 die Stelle als Lehrer der Volksschule Pasel antrat, stieß auf kaum bessere Zustände. Hinzu kam, dass sich infolge des Krieges und der Nachkriegszeit ein Großteil der Paseler Schüler in einem schlechten Gesundheitszustand befand. Daher führten die Alliierten auch im Lennedorf noch Schulspeisungen durch.

Die Situation verbesserte sich erst mit dem „Wirtschaftswunder“ der 1950er Jahre. Nun besaß die Stadt Plettenberg wieder einen ausreichenden Etat, um die Volksschule in Pasel neu und besser mit Materialien auszustatten. Hinzu kamen zahlreiche Investitionen in das Schulgelände und -gebäude. Bis 1957 wurde der Schulhof mehrmals erweitert, die Schule saniert und mit einem Anbau versehen.