Mit dem Anschluss Plettenbergs an die Ruhr-Sieg-Strecke erlebte die Stadt einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung. Doch auch für die Reisen der Plettenberger war und ist der Bahnhof in Eiringhausen unersetzlich. Dabei ist das Bahnhofsgebäude nach einer umfangreichen Sanierung Anfang des 21. Jahrhunderts zu einem städtebaulichen Aushängeschild der Stadt geworden.
Beim Bau der 1861 fertiggestellten Ruhr-Sieg-Strecke wurden entlang der Trasse 13 Bahnhöfe erster Klasse errichtet. Dabei weisen die Bahnhöfe in Plettenberg, Grevenbrück und Kreuztal einen markanten Baustil auf: den Tudor-Stil. Dieser ist eigentlich in der letzten Periode des gotischen Stils, also im 16. und 17. Jahrhundert, beheimatet. Er markiert den Übergang zur Renaissance. Tudor-Fassaden zeichnen sich vor allem durch rechteckige Türmchen und Erker sowie sogenannte Lanzett-Fenster aus. Besonders markant ist auch der Fachwerk-Stil. Dieser besondere Baustil fand vor allem Ende des 19. Jahrhunderts Verbreitung auf dem europäischen Festland. Hierbei handelte es sich im Prinzip um eine Nachahmung älterer Baustile.
Die Grundrisse der 1861 in Plettenberg, Grevenbrück und Kreuztal errichteten Bahnhöfe sind fast identisch. Die Gebäude bestehen überwiegend aus Quadermauerwerk und Werksteinfassungen. Das Hauptgebäude des Eiringhauser Bahnhofs wurde zweigeschossig erbaut. Ein Uhrentürmchen und ein eingeschossiger Seitenflügel komplettierten den Bau. Der 2011 abgerissene Lokschuppen befand sich neben dem damaligen Empfangsgebäude, hinter dem Bahnsteig Richtung Hagen.
Während der 1880er Jahre wurden die Bahnen im Deutschen Reich verstaatlicht. Damit fiel auch der Eiringhauser Bahnhof in den Besitz der Königlichen Preußischen Staatsbahn, die bald darauf begann, das Gebäude zu erweitern. Im Laufe des 20. Jahrhunderts erfolgten so zahlreiche Veränderungen, die den ursprünglichen Charakter des Gebäudes fast vernichtet hätten. So erhielt der Bahnhof 1904 ein zweiten Seitenflügel und 1932 ein damals modernes Reiterstellwerk, das jedoch Ende 2006 abgerissen wurde. Eine zusätzliche wirtschaftliche Funktion übernahm der Bahnhof, als Anfang des 20. Jahrhunderts Anschlüsse für die Plettenberger Kleinbahn entstanden. Fortan konnten auch vom Bahnhof entfernter gelegene Industriebetriebe ihre Waren einfacher und kostengünstiger aus der Vier-Täler-Stadt exportieren.
Da sich entlang der Ruhr-Sieg-Strecke während des Zweiten Weltkrieges auch wichtige Rüstungsbetriebe befanden, wurde die Trasse mehrmals Ziel alliierter Luftangriffe. Das gleiche galt auch für den Bahnhof und dessen Umfeld in Eiringhausen. Besonders ab März 1945 flogen die Alliierten mehrere Angriffe, die auch Todesopfer forderten. Einer der massivsten Bombardements erlebe das Eiringhauser Bahnhofsumfeld am 14. März 1945. Insgesamt acht Bomben wurden abgeworfen, die vier Todesopfer forderten. Dennoch blieben die Strecke und der Bahnhof auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein wichtiger Teil der Plettenberger Infrastruktur.
In den 1960er Jahren wurde der Eiringhauser Bahnhof umfangreich saniert. Doch dies bedeutete nicht – nach heutigen Maßstäben - in allen Fällen eine optische Verschönerung. So wurde das Uhrentürmchen entfernt und ein durchgehendes Betonvordach über die Frontseite des Gebäudes gezogen. In den folgenden Jahrzehnten sollte vor allem über letztere Maßnahme noch viel diskutiert werden, ehe es Anfang des 21. Jahrhunderts in einer umfangreichen und denkmalgerechten Sanierung des Bahnhofes wieder entfernt wurde. Auch die Fassade wurde wieder in ihren Ursprungszustand versetzt.