Die Industrialisierung, die Mitte und Ende des 19. Jahrhunderts auch in kleinere und mittlere deutsche Städte Einzug hielt, ist bis heute die tiefste Zäsur in der Menschheitsgeschichte. Sie brachte nicht nur große soziale und politische Umwälzungen mit sich. Die steigende Nachfrage nach Rohstoffen und Energie für die Industrie besaß auch unmittelbaren Einfluss auf das Leben der Bewohner landwirtschaftlicher Gebiete. Um dem wachsenden Strombedarf auch in Zukunft gerecht werden zu können, baute die Lenne-Elektrizitäts- und Industriegesellschaft im Jahr 1898 am Siesel ein Kraftwerk. Doch das in diesem Zuge in der Lenne erbaute Wehr schnitt einige Bauern Pasels von ihren Feldern ab.
Denn das Wehr staute das Wasser des Flusses so sehr, dass es die Furt überflutete und unpassierbar machte. Für die Paseler Bauern ein unhaltbarer Zustand. Da die Elektrizitätsgesellschaft das Kraftwerk hatte errichten lassen, sollte diese auch für eine Brücke über die bereits beim Eisenbahnbau verlegte Lenne aufkommen. Ein jahrelanger Streit war die Folge, der auch die Gerichte beschäftigte.
Nachdem die Elektrizitätsgesellschaft letztendlich dazu bereit war, die Brücke 1911 zu errichten, verpflichtete sie sich ein Jahr später, diese auch dauerhaft zu erhalten. Eine Verpflichtung, die für das weitere Schicksal des Bauwerks noch von entscheidender Bedeutung sein sollte. Die erste gründliche Sanierung war erst in den 1960er Jahren erfolgt. Doch erst Jahre später stellte sich heraus, dass die Überholung der alten Bogenbrücke fehlerhaft durchgeführt worden war. Diese Fehlsanierung, die 1969 abgeschlossen wurde, hatte weitreichende Folgen.
Denn schon Anfang der 1980er Jahre wurden die ersten erheblichen Mängel an der Brücke festgestellt. 1981 wurde das Gewicht der Fahrzeuge, die die Brücke überqueren durften, auf 1,5 Tonnen herabgesetzt. Elf Jahre später wurde die alte Bogenbrücke für den Verkehr endgültig gesperrt; fortan durfte sie nur noch von Fußgängern passiert werden, was den Bau einer neuen Brücke nur beschleunigte. Zwar hatte die Stadt Plettenberg die Bogenbrücke 1969 erworben, doch die von den Elektrizitätswerken durchgeführte Fehlsanierung veranlasste die Mark-E die Kosten des Baus einer neuen Brücke zu übernehmen. Darüber hinaus konnten sich die Paseler Bauern auf ihr vertraglich festgehaltenes Recht berufen, dass die Brücke stets in einem guten und für die Überquerung ungefährlichen Zustand erhalten werden musste.
Ende 1999 konnte die neue Spannbetonbrücke, die eine Länge von 81 Metern und eine Fahrbahnbreite von 3,50 Metern besitzt, für den Verkehr freigegeben werden. Bis zu 60 Tonnen kann die neue Brücke tragen. Sie entstand direkt neben der alten Bogenbrücke, die dadurch ihre Existenzberechtigung verloren hatte. Doch etwas ist von der alten Brücke bis heute erhalten geblieben: Die alten schweren Geländer der Bogenbrücke fanden einen neuen Platz am Oesterbach am Wieden.
Offiziell eingeweiht wurde die neue Spannbetonbrücke am 12. Mai 2000. Mit ihrem Bau war allerdings bereits im Oktober 1998 begonnen worden. Von der alten Bogenbrücke ist nicht mehr viel geblieben. Sie war vielleicht ansehnlicher, als das neu errichtete Bauwerk, doch der Zahn der Zeit hatte bereits zu sehr an ihr genagt. Dennoch wird sie auch heute noch vielen Paselern in guter Erinnerung sein.