44) Willi Ostermann

Der weltberühmte Kölner Karneval wäre nicht das, was er heute ist, ohne seinen Plettenberger Einfluss. Ja richtig, auch die eher als karnevalsfern und humorlos geltenden Sauerländer aus der Vier-Täler-Stadt hatten ihren Einfluss auf die Hochburg des Frohsinns. Zumindest einer von ihnen. Willi Ostermann, dessen Vorfahren jahrhundertelang in Plettenberg lebten, schenkte dem Kölner Karneval einige seiner unvergesslichen Hymnen.

Zehntausende Kölner bilden am 10. August 1936 einen langen „Tunnel“ entlang einer Route zum Melaten-Friedhof. Sie erweisen dabei einem echten „Kölschen Jung“ die letzte Ehre. Und doch ist er auch ein Plettenberger: Willi Ostermann ging als einer der bekanntesten und einflussreichsten Liedermacher des Kölner Karnevals in die Geschichte ein. Sein Vater, Peter Heinrich, 1838 in Eiringhausen geboren, war noch in der Vier-Täler-Stadt aufgewachsen. Als Angestellter der Bergisch-Märkischen Eisenbahn verschlug es ihn Ende des 19. Jahrhunderts als Weichensteller ins Rheinland. Peter Heinrich Ostermann ließ sich hier nieder, heiratete und am 1. Oktober 1876 erblickte sein Sohn Willi das Licht der Welt. Arbeitsbedingt zog die kleine Familie bereits 1878 aus Köln-Mülheim nach Deutz um.

Die Wurzeln der Familie Ostermann lassen sich in Plettenberg bis auf das 17. Jahrhundert zurückdatieren. Die Familie verdingte sich vor allem über die Landwirtschaft bis 1873 der letzte Landwirt der Familie Ostermann und Bruder Peter Heinrichs, Hermann, sein Ackergut in Eiringhausen, an der heutigen Bundesstraße 236, verkaufte. An der nahegelegenen Eisenbahnlinie ließ er das Hotel „Haus Ostermann“ erbauen, das zwischenzeitlich auch als Verpflegungsstelle für die Pferde der Postkutschen diente.

Peter Heinrich war zu diesem Zeitpunkt wohl bereits ins Rheinland gezogen. Sein Sohn Willi besuchte zwischen 1883 und 1891 die Volksschule in Deutz und absolvierte später eine dreijährige Lehre als Stereotyper und Galvanoplastiker. Doch seine wahre Leidenschaft galt bereits früh der Bühne. Schon 1895 schloss er sich einer Laientheatergruppe an.

Bekannt und geliebt wurde Willi Ostermann vor allem als Komponist karnevalistischer Lieder. Der aufgrund seiner Haarfarbe auch „Fuchs“ genannte Ostermann schrieb 1899 sein erstes Lied, das auch gleich zum Erfolg wurde: „Düxer Schötzefess“. Seinen absoluten Durchbruch feierte er jedoch 1907 mit „Däm Schmitz sing Frau iss durchgebrannt“. Fortan wurde Ostermann von Session zu Session beliebter. Dabei war er weder gelernter Musiker, noch konnte er Noten lesen. Daher pfiff er seine Melodien stets einem Kapellmeister vor.

Bis zu seinem Tod 1936 komponierte Ostermann über hundert Lieder - nicht nur für den Kölner Karneval. Sollte es ein Lied geben, dass ihn jedoch für das bunte Treiben am Rhein unsterblich gemacht hat, dann ist es die Ode an seine Heimatstadt: „Ich mööch zo Foß noh Kölle jonn“. Noch kurz vor seinem Tod komponierte er dieses Lied zu Ende.