Ein Seniorentreff? Ein Atelier? Oder doch lieber ein Café? Seit der Sanierung des Bahnhofes in Eiringhausen steht der alte denkmalgeschützte Pavillon leer. Das im Heimatstil errichtete Gebäude ist ein fester Bestandteil des historischen Bahnhofsumfeldes. Doch seiner ursprünglichen Nutzung wird es wohl nicht mehr zugeführt werden.
Mit dem Aufschwung, den Plettenberg seit Ende des 19. Jahrhunderts durch den Anschluss an die Ruhr-Sieg-Strecke erlebte, wurden auch neue Geschäftsfelder erschlossen – nicht zuletzt in direkter Umgebung des neuen Bahnhofsgeländes. Wenige Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges taten sich daher der Blumenhändler Wilhelm Laas und der Tabakverkäufer Josef Neuhäuser im Jahr 1921 zusammen, um Profit aus einer für die Vier-Täler-Stadt neuen Klientel zu schöpfen: den Reisenden.
Wer noch eben vor der Heimfahrt der Liebsten einen Blumenstrauß mitbringen wollte, oder wer nach einer langen Reise eine Erfrischung nötig hatte, war im Bahnhofspavillon genau richtig: die beiden Händler hatten mit ihren Kiosk im in der Fachwerkbauweise errichteten Pavillon eine Marktlücke entdeckt. Als Zeichen des florierenden Geschäfts kann auch die 1936 und 1937 in Angriff genommene Erweiterung bezeichnet werden. Toiletten sowie zusätzliche Arbeits- und Wohnräume vergrößerten die Fläche im Untergeschoss auf 77 und im Obergeschoss auf 50 Quadratmeter.
Über Jahrzehnte war der Pavillon untrennbar mit dem Eiringhauser Bahnhof verbunden. Generationen von Reisenden, aber auch die Eiringhauser selbst konnten auch nach dem Zweiten Weltkrieg im Kiosk das wichtigste für die Reise oder für den täglichen Gebrauch erwerben. Doch 2005, nach Ende der Sanierung des Bahnhofsgebäudes, verschwanden die bis heute letzten Pächter aus dem denkmalgeschützten Gebäude. Der Bahnhofskiosk und der Friseursalon, die bisher im Pavillon beheimatet waren, zogen nun in die neuen Räume des Hauptgebäudes um. Zwar war auch der Bahnhofspavillon im Zuge der Sanierung erneuert worden, allerdings nur die Fassade. Der Innenbereich sollte zunächst so belassen werden, bis ein neuer Pächter die Räume nach seinen Wünschen gestalten würde.
Die Stadt Plettenberg hatte den Pavillon zuvor der Deutschen Bahn abgekauft, allerdings zu Konditionen, die der Zukunft des kleines Gebäudes noch schaden sollten. Denn beim Kauf zu einem symbolischen Euro hatte sich die Bahn vertraglich zusichern lassen, dass bei einer Vermietung des Pavillons zur gewerblichen Nutzung eine Abstandszahlung von 90.000 Euro fällig sei. Gemeinsam mit den noch nötigen rund 100.000 Euro für die Sanierung des Innenbereichs waren dies Voraussetzungen, die bisher jeden Interessenten abschreckten.
Dabei fehlte es nicht an Vorschlägen für die künftige Nutzung des Pavillons – gerade aus der Bürgerschaft. Für einen Abriss hatte nur der kleinste Teil der an einer Umfrage des Süderländer Tageblatts teilgenommenen Plettenberger gestimmt. Viele wünschten sich dagegen die Einrichtung eines Seniorentreffs oder Ateliers. Manche Bürger votierten auch für einen Erhalt des Pavillons, um ihn als Warteraum zu nutzen – bei der Sanierung der Bahnsteige sei das Dach des Hausbahnsteiges zu klein geraten und biete keinen Schutz vor der Witterung.